Zwischen Gedächtnis und Didaktik
Eine Analyse erinnerungskultureller und demokratiebildender Begriffe in den österreichischen Geschichtslehrplänen der Sekundarstufe I
DOI:
https://doi.org/10.17883/pa-ho-2025-02-07Schlagwörter:
Erinnerungskultur, Politische Bildung, Geschichtslehrplan, Geschichtsdidaktik, Gedenkstättenpädagogik, DemokratiebildungAbstract
Die vorliegende Einreichung untersucht die curriculare Relevanz von Erinnerungskultur und Demokratiebildung in den österreichischen Geschichtslehrplänen der Sekundarstufe I. Das Hauptaugenmerk besteht darin, die terminologische Entwicklung sowie die inhaltliche Einbettung erinnerungskultureller und demokratiebildender Konzepte im zeitlichen Verlauf zu analysieren. Ausgangspunkt bildet die Prämisse, dass Erinnerungskultur als gesellschaftlich strukturierter, gruppenspezifischer und prozesshafter Umgang mit Vergangenheit verstanden werden kann (Assmann, 2013). Theoretisch fundiert ist die Untersuchung durch zentrale Konzepte des kollektiven, kommunikativen und kulturellen Gedächtnisses nach Halbwachs (1985) sowie Mathias Berek (2009). Mittels einer quantitativen Frequenzanalyse werden die curricularen Dokumente auf die Verwendung einschlägiger Begriffe wie „Gedenkstätten“, „Antisemitismus“ „Holocaust“ oder „Demokratiebildung” hin untersucht. Bei der Frequenzanalyse wird das Auftreten eines Kriteriums (z. B. eines bestimmten Wortes oder einer Aussage) in einem Dokument gezählt und tabellarisch festgehalten. Die Ergebnisse zeigen, dass in älteren Curricula erinnerungskulturelle Aspekte allenfalls rudimentär (BMUKK, 2000), in neueren hingegen explizit und zunehmend differenziert behandelt werden (BMBF, 2016; BMBWF, 2023). Besonders die Thematisierung des Nationalsozialismus und der Holocaust-Education steht dabei im Fokus. Die jüngeren Lehrpläne rücken vermehrt prozessorientierte, reflexive und multiperspektivische Zugänge in den Vordergrund, was eine stärkere Betonung von Gedenkstättenpädagogik und dekonstruktiven Methoden impliziert (Hellmuth & Kühberger, 2016). Insgesamt soll verdeutlicht werden, dass Erinnerungskultur und Demokratiebildung nicht nur als Generieren von Wissen, sondern auch als didaktisches Prinzip begriffen wird, welches zur Förderung historischer Orientierung, demokratischer Bildung und eines reflektierten Geschichtsbewusstseins beiträgt (Pandel, 2014). Die curriculare Einbindung erinnerungskultureller Konzepte erweist sich somit als zentral für eine kritisch-reflektierte Geschichtsvermittlung und die Gestaltung eines demokratischen Geschichtsbewusstseins im österreichischen Schulkontext.
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